Rückblick auf 20 Jahre Contentserv

Contentserv

Contentserv entstand als Folge meiner Finanzierungsengpässe im Studium. Mein Vater meinte in meiner Jugend mehrmals, dass ich ab 18 Jahren keine finanzielle Unterstützung von ihm mehr bekommen sollte, da ich ja dann schon erwachsen sei. Also habe ich mich nach meinem Abitur erst mal mit Großraum-Partys finanziert. Das Grundstudium absolvierte ich in Regensburg, doch dort gab es zu dieser Zeit keine Perspektiven für einen Nebenjob bei einem attraktiven Unternehmen. Ich beschloss daher, mich in die Website-Programmierung einzuarbeiten. Dank der Unterstützung meines Freundes und Physikers Alexander Wörl war der Schritt nicht allzu schwierig und ich hatte schnell meine ersten Kunden. Damit konnte ich mein Studium gut finanzieren. Daraus wurde immer mehr und irgendwann hatte ich meine eigene Web-Agentur, die dann auch im Jahre 2000 den Zuschlag des Bayerischen Landtags zur Gestaltung des Online-Auftritts mit allen damit einhergehenden Services erhielt. Heute würde man es wahrscheinlich ein Digitalisierungsprojekt nennen, damals war es ein Website-Launch. Das war definitiv die Geburtsstunde von Contentserv, denn der Website-Launch erwies sich als sehr mühevoll. Das damalige CMS-System hatte technisch viele Lücken und so kam von Alexander Wörl und mir dank des Leidensdrucks die Idee, das besser zu machen. Im Thailand-Urlaub entstand die erste Version von Contentserv, entwickelt von Alexander Wörl mit viel Weitblick und Vision. Alle Learnings aus dem Landtagsprojekt flossen in Contentserv.  Mit der Verkündung des Zuschlags stellte ich meine ersten zwei Contentserv-Mitarbeiter ein: Elmar Rzany und Philip Juchert. Beide sind auch nach 22 Jahren noch an Bord von Contentserv, ebenso wie Alexander Wörl – das nenne ich mal Loyalität zum Unternehmen!  Ab diesem Zeitpunkt absolvierte ich mein Hauptstudium an der LMU München nur noch nebenbei. Mein Zeugnis holte ich übrigens erst nach über 15 Jahren ab, da mich nie jemand danach gefragt hat und ich müsste schon wieder überlegen, wo ich es hingelegt habe.  Für den Landtag war die Live-Entwicklung von Contentserv etwas zu spät, aber für viele weitere Kunden im Bayerischen Raum kam Contentserv genau richtig. So wuchs Contentserv in den ersten Jahren komplett aus den Kundenanforderungen wie der Münchner Volkshochschule oder dem Bayerischen Arbeitgeberverband. Zu dieser Zeit gab es keine Start-Up-Finanzierung. Wir waren daher auf uns alleine gestellt und mussten daher komplett aus dem eigenen Cash-Flow wachsen. Ca. 2003 konnten wir uns dann endlich leisten, dass auch Alexander Wörl Vollzeit zu uns kommen konnte – zu dieser Zeit waren wir schon mehr als 15 Mitarbeiter. Ab da an ging es mit den Entwicklungen des Unternehmens mit vereinten Kräften nach oben. Wir wuchsen und wuchsen und damit auch unser Produktportfolio, denn wir steckten kompromisslos alles in das Produkt und waren sehr sparsam. Das zahlte sich aus. Zudem war es unsere einzige Möglichkeit, das Produkt Contentserv und die Firma nach vorne zu bringen. Wir waren die jungen Wilden, die den Content Management-Markt kräftig aufmischten und sich Stück für Stück in den Produktinformation-Management-Markt einarbeiteten. Das Produktportfolio wurde in einer enormen Geschwindigkeit an Business-Opportunities angepasst und erweitert. Das war zu dieser Zeit sicherlich unsere Stärke. Das Marketing war ebenso opportunistisch und frech. Die SYSTEMS in München und die CEBIT waren unsere zwei Hauptmessen, über die wir über viele Jahre genügend Leads bekamen, um unser rasantes Unternehmenswachstum zu finanzieren. Alle im Contentserv Team arbeiteten richtig hart an meinen ehrgeizigen Zielen, die stets wieder weiter nach oben geschraubt wurden, sobald sie greifbar wurden. Es war im Nachhinein eine wirkliche Start-Up Mentalität, die vorherrschte und sehr anstrengend aber wunderschön waren. 2006 war ein großes strategisches Jahr für Contentserv, als sich Miele als erster Großkunde für die Software von Contentserv entschied und seine Ländergesellschaften weltweit mit Contentserv ausstattete. Hieraus ergaben sich für unser Unternehmen große Anforderungen auf allen Ebenen und so mussten wir unsere Unternehmensprozesse massiv anpassen an diesen wichtigen Entwicklungsschritt. Wir zählten schon bald 100 Mitarbeiter und in Bielefeld wurde die erste Vertriebsniederlassung gegründet. Zu dieser Zeit kam auch Klaus Hofmann als Business Angel über einen potentiellen, gemeinsamen Kunden zum Unternehmen. Mit seinem Background als C-Level bei Unternehmen wie der Deutschen Börse, dem Bertelsmann Verlag und R&V gewann Contentserv erneut an Struktur und Weitsicht.  2007 zogen wir dann auch in unser neues Firmengebäude in Rohrbach, das uns sehr stark bei unserem Exkursionskurs unterstützte und uns Raum für viele Veranstaltungen mit Kunden und Partnern gab. Schon bald begann die Expansion in die Schweiz und nach Österreich auf Kundenebene. Auch die Gewinnung des englischen Bücherclubs brachte unser Unternehmen schnell auf ein internationales Niveau. Ab 2007 wurde auch ganz gezielt auf Partner gesetzt. Davor war es eher opportunistisch und ab 2007 war dies mein großes Ziel, als Softwareunternehmen ein funktionierendes Partnernetzwerk aufzuziehen, das selbständig auf Basis der Contentserv-Software Projekte implementieren konnte. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass wir 2007 mit SDZeCOM und Franz Schwarz unseren ersten großen Implementierungspartner für uns gewinnen konnten. Das war der Startschuss für eine tolle Partnerschaft, die beide Seiten nach vorne brachte und die noch bis heute gelebt wird. Partnerschaften und ein funktionierendes Ökosystem an Partnern waren für Contentserv immer wichtig und schon früh in der DNA des Unternehmens verankert. So hatten wir auch zahlreiche Schnittstellen zu angrenzenden Systemen und machten mit diesen sog. Technologiepartnern Marketing und Vertrieb gemeinsam, wie beispielsweise Adobe oder InBetween. Partner waren daher ein wichtiger Schritt in der konsequenten Ausrichtung zum Softwareunternehmen. Der Fachkräftemangel war zu der Zeit ein großes Thema und der Hauptgrund dafür, dass wir nicht schneller wachsen konnten. Wir hatten eine Entwickler-WG, um Developer aus strukturärmeren Regionen aus ganz Deutschland nach Bayern zu locken. Besonders beruhigt waren wir, wenn sie eine bayerische Freundin bekamen und wir wussten, dass sie dann erst mal bleiben würden. So entstand auch die ein oder andere Ehe. Doch natürlich kann man so nicht nachhaltig den Führungskräftemangel lösen und so machten wir schon früh erste Erfahrungen mit Near-Shore Entwicklungen. Armin Dressler als damaliger Technologiepartner bei InBetween brachte uns in diesem Zusammenhang auch sein indisches Entwicklerteam näher. 2011 kam Armin Dressler auf mich zu, mit der Idee, die Software mit seinem Softwareprodukt InBetween gebündelt in die USA zu bringen. Die USA waren stets ein strategischer Zielmarkt von Contentserv und aus Deutschland raus kann man die USA nicht