Karriere trotz – oder gerade mit – 4 Kids

Seit vielen Jahren engagiere ich mich dafür, Frauen dahingehend Mut zu machen, dass eine Karriere trotz Kinder möglich ist. Doch solange das „Rabenmutter“-Image gesellschaftlich weiter akzeptiert wird, kann man noch so lange von Frauenquoten sprechen, wie man will. Am Ende geht es darum, Modelle vorzuleben und zu zeigen, dass Kids & Karriere (K&K) absolut miteinander vereinbar sind. Wie das zum Beispiel funktionieren könnte, will ich anhand meiner eigenen Erfahrungen und Lessons Learned kurz aufzeigen:

  1. Suchen von Vorbildern und klare Zielsetzung, dass die Vereinbarung von Kids & Karriere möglich wird

    Ich weiß noch zu gut, dass eine Führungskraft bei Roche Diagnostics, mit deren Mitarbeiter ich ein Softwareprojekt durchführte, sechs Wochen nach der Geburt wieder mit Zwillingen zur Arbeit ging. Ich dachte mir damals, wenn sie es mit zwei Babys schafft, dann werde ich das doch auch schaffen. Das hat mir so viel Mut und Zuversicht gegeben, dass mir vollkommen klar war, dass es möglich ist. Am 6. Tag nach der Geburt war ich dann wieder in der Arbeit und das mit allen vier Kids. Die einzigen, die sich jedes Mal wieder umstellen mussten, waren meine Mitarbeiter und Kunden, da sie nun nicht mehr immer an erster Stelle standen, sondern das Baby. Stillend wurden Meetings gestaltet und es war durchaus inspirierend, ein schlafendes Baby im Meeting dabei zu haben, das so eine Ruhe ausstrahlte und durchaus beruhigend auf uns oftmals gestresste Erwachsene einwirkte.

    Die Kunden wurden in das neue K&K-Modell einfach einbezogen und haben ganz toll mitgemacht und unterstützt. Ich habe bei Verhandlungen und Kundengesprächen stets ein Stillzimmer bekommen. An dieser Stelle möchte ich allen Kunden von Contentserv danken, dass sie mich mit den 4 Kindern so kräftig unterstützt haben! Es gab nur einen Kunden, der einen Auftrag zurückhielt, mit der Begründung, dass mein Marktbegleiter (übrigens ein Mann) kein Baby bekommen hat.  Aber um den ist es nicht schade und wer weiß, für was das gut war.


  2. Bei „gut“ gemeintem Feedback höre ich weg; Support nehme ich dankend an

    AAuf meinem manchmal etwas ungewöhnlichen K&K-Weg gab es viele, die mich außerordentlich unterstützt haben, wie die katholischen Klosterfrauen aus dem Dorf-Idyll Eschelbach im konservativsten Oberbayern. Sie hatten immer ein Lächeln für mich, wenn ich wieder gestresst zu spät in den Kindergarten kam, da wieder mal ein Kundengespräch zu lange gedauert hat. Ich habe mich immer auf die Unterstützer fokussiert, niemals auf die Besserwisser und Nörgler.

    Gott sei Dank gab es sehr viele, die mich in meinem Umfeld unterstützt haben. Meine Kinder gaben mir Gott sei Dank Recht, in dem was ich tat, da sie sich prächtig entwickelt haben – trotz meiner K&K-Strategie. Aber vielleicht gerade deswegen, denn Kinder von selbständigen Müttern lernen schnell, eigenständig zu werden und bekommen durchaus auch eine soziale Prägung, da sie einfach mitmachen müssen und auch dabei behilflich sein wollen, damit alles funktioniert und unter einen Hut gebracht werden kann. Dieses Bild habe ich stets auch von den Kindergärten und Schulen glücklicherweise gespiegelt bekommen: Meine Kinder seien ungewöhnlich selbständig und fügen sich stets mit sozialem Engagement in ihr Umfeld ein.

    Ich habe bei Rabenmütter-Kommentaren und Helikopter-Eltern, die meinten, dass es meine Kinder ja echt hart hätten, bewusst weggehört. Meine Kinder gaben mir in den letzten 15 Jahren Recht: Der K&K-Weg tut allen gut – glückliche, erfüllte Mütter haben eine ganz andere Energie für ihre Kinder, als wenn sie den ganzen Tag zu Hause sitzen und frustriert werden, da sie ihre Karriere aufgrund der geliebten Kinder hintenanstellen müssen.

    Meine große Tochter meinte zudem mit 13 Jahren, als ich mit dem Gedanken spielte, weniger zu arbeiten, dass ich bitte jetzt nicht ein „Projekt Kinder“ starten solle. Auch die Kinder lieben ihre Freiheiten, die so ein K&K-Modell mit sich bringt. Alle Töchter sind sehr unterstützend, was meine beruflichen Themen angeht, da sie es als Teil des Systems sehen, das sie auf keinen Fall ändern wollen.

  3. Au-Pairs aus Mexiko

    Besonders toll unterstützt haben mich immer meine fantastischen Powergirls/Au-Pairs aus Mexiko, mit denen ich immer noch regen Austausch habe. Durch deren Fokus auf Familie und deren mitgebrachte lateinamerikanische Herzlichkeit wusste ich immer, dass meine Kids prima versorgt werden. Alle meine Au-Pairs waren immer mit ganzem Herzen und Engagement dabei, um das Leben mit Kids und Karriere zu ermöglichen. Sie brachten mir das Baby zum Stillen, sie halfen im Haushalt und machten die Logistik, die Kids von A nach B zu fahren. Abends hatten wir immer noch Spaß und ab 20 Uhr waren sie aber dann in ihrem Zimmer, um mit ihren vielen Tanten, Cousinen und Freunden zu telefonieren. Das dauerte immer Stunden und so hatte ich abends über die letzten 14 Jahre stets die Couch für mich alleine. Ein herrlich-ruhiges Gefühl, das ich nach einem langen Tag mit viel Tatendrang und Kids sehr schätze.

    Was auch wunderbar ist, wenn das Au-Pair bei Euch lebt: Ich konnte jederzeit abends mal ausgehen, da meine Au-Pairs neben dem Telefonieren wunderbar auf die Kids aufpassen konnten. Dadurch konnte ich Arbeit, Freunde/Beziehung und Kinder miteinander flexibel vereinbaren- und das vor allem auch bei einem weit mehr als 8 Stunden-Tag – mit Au-Pairs war ich maximal unterstützt und flexibel. Ich war daher nie in einer Opferrolle und habe alles zusammen in den letzten 15 Jahren erleben dürfen. Ein wunderbares Gefühl!

    Zudem hatte ich mit meinen Au-Pairs immer den Sonnenschein aus Mexiko in meinem Haus – Sonne kann eine glückliche Familie nie genug bekommen. Schon am Morgen sind Mexikanerinnen gut gelaunt und haben Energie, die einfach ansteckt – Ideale Voraussetzungen für die Atmosphäre der ganzen Familie. Wir haben so viel gelacht, gesungen und Glück in den letzten 12 Jahren geteilt. 

    Schöne Alltagserlebnisse schweißen zusammen und daher habe ich zu allen auch nach Jahren noch regen Austausch via WhatsApp – wir sind nun eine große mexikanische Großfamilie geworden und bestens vernetzt. Fast jedes Au-Pair hat ihre Nachfolgerin persönlich gesucht und eingearbeitet – Gott sei Dank haben sie so viele Cousinen und ein reges Netzwerk, sodass wir durch deren Großfamilien immer wieder neue tolle Kandidatinnen bekommen. 

    Ganz nebenbei sind meine Kids dank meiner Mexikanerinnen dreisprachig aufgewachsen: Sie sprechen Deutsch, Englisch und Spanisch. Ich habe meine Au-Pairs gebeten, mit meinen Babys immer Spanisch zu sprechen. So wuchsen sie als Spanisch-Native-Speaker heran. Und natürlich auch noch Englisch, da mein Spanisch zu schlecht war/ist und wir daher beim Essen und im Alltag immer Englisch gesprochen haben. Ich bin inzwischen im VHS-Kurs, um Spanisch zu lernen, da ich bei den meisten Witzen meiner Kinder nicht mitlachen kann, da mein Spanisch noch nicht ausreicht 😉 Also: K&K war auch für meine Sprachenausbildung eine Bereicherung – irgendwann spreche ich auch noch fließend Spanisch (wenn ich weniger arbeite und mal lerne)! 

    An dieser Stelle noch mal ein ganz großes Dankeschön an alle meine wundervollen Au-Pairs. I love you!

  4. Viele Kinder sind einfacher als ein Kind

    Meine vier Kids (14, 11, 8 und 4) halten so toll zusammen und unterstützen sich gegenseitig sehr. Es wäre wahrscheinlich viel schwieriger gewesen, mit dem K&K-Setup ein Einzelkind zu haben. Kinder brauchen Kinder – und mit vielen Geschwistern kommt man diesem Bedürfnis sehr gut nach. 

    Spaß beiseite, die Großen haben immer schon den Kleinen geholfen und als Team schafft „Frau“ ja auch viel mehr. Jedes Kind hat seine Stärken, seinen Verantwortungsbereich und lebt diese im Team auch optimal aus. Meine Große kann fantastisch kochen und liebt es, zu backen. Meine 11-jährige kann so richtig anpacken, wenn es beispielsweise mal IKEA-Schränke zum Aufbauen gibt oder ein Hochwasser im Keller (Wasserfluten begleiten mich meine letzten 15 Jahre überdurchschnittlich oft, daher gut, hier Hilfe zu haben) zu bewältigen gilt. Die 8-jährige kann Simultan-Übersetzungen von meinen Alltagsthemen mit den Au-Pairs in drei Sprachen übernehmen.

    Jede von ihnen ist sehr selbständig und sieht ihren Mehrwert im Team – daher bekommen sie wahrscheinlich auch so gute Noten von den Lehrern – zumindest bis dato, die Pubertät kommt ja noch bei drei meiner vier Girls so richtig! Aber ich denke, auch das schaffen wir – das ist übrigens einer meiner Lieblingssätze als alleinerziehende Mutter à la Bob, der Baumeister: „Yo, wir schaffen das!“ Und schon geht wieder ein neues Projekt los, mit der gigantischen Frauenpower von vier Töchtern, einem weiblichen Au-Pair, der weiblichen Hündin Luna und mir – wir stürzen uns jeden Tag auf die Herausforderungen des Alltags und stecken mit unserem Tatendrang auch andere Frauen an – Achtung! K&K live zu erleben weckt Begehrlichkeiten – Aber soll es ja auch, denn als Frau sollte man weder auf Kinder noch auf Karriere verzichten müssen.

Management Summary und Wunsch an die mutigen Frauen

Ich würde mir wünschen, dass es viele Frauen gibt, die dieses Glück von Kids & Karriere erleben dürfen. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich beides haben durfte und es so gut läuft. Ich möchte daher allen Frauen da draußen so richtig mit diesem Artikel und den etwas ungewöhnlichen Einblicken Mut machen, denn „Yo, wir schaffen das!“.

Kommt gerne mit Fragen auf mich zu oder auch nur, wenn Ihr eine Runde Mut für ein wunderbar erfülltes Leben mit Kids und Karriere benötigt.

AUTHOR

Patricia

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